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H5N1: Vogelgrippe-Virus in Milch nachgewiesen - Wissenschaftler warnen vor möglicher Pandemie

In den USA breitet sich das Vogelgrippevirus derzeit in Milchbetrieben aus. Bislang besteht zwar keine Gefahr für den Menschen, doch eine künftige Mutation könnte die Gefahr einer neuen Pandemie enorm steigern.

Wissenschaftler besorgt über H5N1-Funde in Kuhmilch. (Foto) Suche
Wissenschaftler besorgt über H5N1-Funde in Kuhmilch. Bild: AdobeStock / Rex Wholster
  • Vogelgrippevirus in Kuhmilch nachgewiesen
  • Gefahr für den Menschen derzeit noch gering
  • Wissenschaftler warnen vor Mutation des H5N1-Virus in Kühen

In den USA werden seit einiger Zeit ungewöhnliche Übertragungen des Vogelgrippevirus auf Kühe registriert. In Milchproben erkrankter Rinder wurden teils sehr hohe Viruslasten nachgewiesen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält die Gefahr für den Menschen derzeit noch für gering.Wissenschaftler befürchten, dass sich das hochpathogene Vogelgrippevirus weiter verändern und mehr Tierarten sowie auch den Menschen erfassen könnte. Wie hoch ist die Gefahr einer neuen Pandemie?

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Das seit Ende März aus den USA gemeldete Infektionsgeschehen mit dem Vogelgrippevirus betrifft dutzende Betriebe in mehreren Bundesstaaten. Vor allem in Milchproben erkrankter Rinder wurden zum Teil sehr hohe Viruslasten nachgewiesen. Vermutlich gingen alle Fälle auf einen Eintrag in eine Milchkuhherde in Texas zurück, hieß es. Das Risiko für einen Eintrag des US-amerikanischen H5N1-Stammes in deutsche Rinderbestände schätzt das FLI derzeit als sehr gering ein. Wie das Virus die Kühe genau infiziert hat, ist noch unbekannt und ebenso, wie die Übertragungen von Kuh zu Kuh geschehen. Experten vermuten etwa über Melkmaschinen oder die Luft.

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Laut der US-Gesundheitsbehörde FDA wurden in etwa 20 Prozent der getesteten Milchproben aus dem Supermarkt Bestandteile des Vogelgrippevirus nachgewiesen. Jedoch könne das eingesetzte Testverfahren lediglich feststellen, ob Virusgene enthalten sind. Es könne nicht bestätigt werden, ob diese von intakten und infektiösen Viren stamme. "In den verkauften – pasteurisierten – Milchproben wie auch Frischkäse und anderen Milchprodukten waren nur noch RNA-Bruchstücke nachweisbar", sagte der Virologe Alexander Kekulé gegenüber der "Bild". "Ich würde mich langfristig nicht darauf verlassen, weil Pasteurisieren speziell gegen bestimmte Bakterien und nicht gegen Viren gerichtet ist."

Bislang noch keine Übertragung von Mensch zu Mensch: Wissenschaftler fürchten Pandemie durch H5N1-Mutation

Unter Wissenschaftlern gilt das Vogelgrippevirus H5N1 als Vorlage für die nächste Pandemie. "Die meisten meiner Kollegen schätzen das Risiko einer Pandemie durch einen Abkömmling von H5N1 als hoch ein", sagte Kekulé weiter. Bislang verursacht H5N1 nur sehr selten Infektionen beim Menschen. Auch gab es bislang keine Übertragungen von Mensch zu Mensch. "Eine Pandemie durch dieses Virus ist erst zu erwarten, wenn es so mutiert, dass es über die Atemwege von Mensch zu Mensch übertragbar ist", sagte Kekulé gegenüber der "Bild". "Wenn es dem Virus aber gelingen sollte, sich an die menschlichen Andockstellen anzupassen, ist die nächste Pandemie so gut wie sicher." Die Wahrscheinlichkeit für eine derartig "katastrophale Mutation" steigt, wenn viele Säugetiere über einen langen Zeitraum das Virus weitergeben. "Deshalb müssen wir alles tun, um eine Einschleppung in Europas Milchkühe zu verhindern", warnt der Virologe. Derzeit gehe jedoch keinerlei Gefahr von pasteurisierter Milch aus. "Durch den H5N1-Ausbruch in USA ist die Milch bei uns – aktuell – zwar nicht unsicherer geworden, aber wir sollten jetzt Schutzmaßnahmen prophylaktisch ergreifen, um primär die Landwirtschaft und die Versorgungssicherheit vor einer konkreten Bedrohung und sekundär auch den Menschen vor der – bisher nur theoretischen – Gefahr einer neuen Pandemie zu schützen", fordert Kekulé.

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/news.de/dpa

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